Das Bild der blühenden Fläche verändert sich.
Nach einem nass-kalten Herbstanfang, erleben wir nun einen schönen, goldenen Oktober und immer noch blühen einzelne Blumen auf der mehrjährigen Blühfläche in Küpfendorf. Auf dieser Fläche wurden vor ca. 4 Jahren ein einziges Mal Samen ausgebracht. Seither säht sich die Blühmischung über die verblühenden Blumen und die sich daraus bildenden Samen im Herbst immer wieder selbst aus. Das Bild der blühenden Fläche verändert so von Jahr zu Jahr ihr Gesicht, je nach Witterung und den sich daraus ergebenden Überlebenschancen einzelner Arten.
Studien haben ergeben, dass mit der Dauer des Nichteingreifens in blühende Flächen, die Insektenanzahl und -vielfalt nicht proportional, sondern exponentiell steigt. Das heisst je länger ein Stück Grünland sich selbst überlassen wird, desto wertvoller wird es für Insekten. Noch besser ist es, wenn zuvor der Boden ausgemagert und einmalig eine mehrjährige Blühmischung ausgesät wird, wie es in Küpfendorf der Fall mit unserer Blühfläche ist.
Da überdüngte und damit nährstoffreiche Wiesen oft artenarm sind, muss zuvor die Wiese gemäht und das Gras abtransportiert werden, da es sonst wieder als Dünger fungieren würde, bliebe es auf der Wiese liegen. Die Düngung von Grünland führt entgegen der landläufigen Meinung dazu, dass sich einzelne Arten, wie Gras und Hahnenfuss gegen andere Arten durchsetzen und so die Artenvielfalt ab- statt zunimmt. Wenn die Blühmischung ausgebracht ist, sollte möglichst lange gar nichts getan werden auf der Fläche, so wie wir es auf der Küpfendorfer Fläche seit 4 Jahren tun. Dann entsteht ein wahres Paradies für allerlei Insekten und Vögel. Gleiches gilt für den heimischen Garten. Oft ist das Nichtstun in unserer durchgestylten Kulturlandschaft der beste Naturschutz. Die Natur weiß selbst, was für sie am besten ist und jedes menschliche Eingreifen führt meist zu unabsehbaren und teils unumkehrbaren Folgen. Auch wenn wir, vor allem hier in Süddeutschland, eher vom Typ «Schaffer» sind, wäre es für die Natur oft besser, wir würden uns einfach in die Hängematte begeben, nichts tun und den Blumen beim Wachsen und den Bienen beim Summen zuhören.
Heutzutage ist mancher Orts die Insektenvielfalt in gärtenreichen Städten höher als auf dem Land, wo durch grosse, eintönige Äcker ohne blühende Flecken kaum Insekten leben können. Umso wichtiger sind Projekte wie unseres. Sie sind auch als sogenannte Trittsteinbiotope wichtig, kleine blühende Flächen in wenigem Abstand zueinander, welche so eine Art Verbindungsnetz, gleich dem unseres Strassennetzes durch die gesamte Landschaft bilden. Auf diese Weise werden einzelne Lebensräume miteinander verbunden. Denn, sind diese zu weit voneinander entfernt und Insekten werden dadurch auf kleinen Räumen isoliert, findet mangels geeigneter Partner eine Inzucht statt welche schlussendlich zum Aussterben führen kann. Dem entgegen wirken Flächen, wie die unsrigen im Nördlinger Ries, wo Ackerfrüchte zusammen mit blühenden und insektenfreundlichen Blumen angebaut werden. Dort fungieren die Äcker dann wie eine Brücke zur nächsten blühenden Wiese oder dem Waldrand. Auch die Fläche in Augsburg mit ihrer Sonnenblumen durchsetzten Blühfläche leistet einen wertvollen Beitrag. Gleich wie in die Küpfendorf mag sie optisch als wenig attraktiv erscheinen mit ihrem grau-braunen Bewuchs. Für die Insekten ist sie jedoch im nahenden Winter eine Zufluchtsstätte.