Was tun, wenn’s ernst wird? Wenn die Verwaltung Berlins digital verstummt

Berlin – Deutschlands Hauptstadt und digitales Verwaltungszentrum – wurde Ziel eines schwerwiegenden Cyberangriffs. Seit Freitag, dem 26. April 2025, sind zentrale Internetportale wie berlin.de und viele zugehörige Verwaltungsdienste nur eingeschränkt oder gar nicht mehr erreichbar. Der Grund: eine massive DDoS-Attacke (Distributed Denial of Service), bei der Server durch eine hohe Anzahl gleichzeitiger Anfragen gezielt überlastet werden. Dies sorgte dafür, dass zentrale Plattformen wie berlin.de, service.berlin.de, das CMS Imperia sowie interne Verwaltungszugänge überlastet und damit nicht mehr oder nur eingeschränkt nutzbar waren.

Was in der Theorie wie ein technisches Problem klingt, hatte in der Praxis weitreichende Folgen: Webseiten waren nur eingeschränkt nutzbar, Bürgerinnen und Bürger konnten keine Termine vereinbaren und Online-Beantragung von Dienstleistungen waren betroffen.

Die entscheidende Frage: Gibt es einen Plan?

Ein solcher Vorfall ist kein abstraktes Risiko mehr, sondern eine realistische Bedrohung für Unternehmen, Behörden und Institutionen. Doch was passiert eigentlich, wenn es bei Ihnen passiert? Wer übernimmt Verantwortung? Welche Systeme müssen zuerst wieder funktionieren? Und vor allem: Gibt es einen durchdachten Notfallplan?

Ein professionelles IT-Notfallkonzept ist keine Formalität, sondern das Rückgrat jeder digitalen Resilienz. Es legt fest, wie im Ernstfall vorzugehen ist – strukturiert, koordiniert und zeitsensibel.

Die vier Säulen eines wirksamen IT-Notfallkonzepts

  1. Krisenkommunikation: Wer wird wann informiert? Welche Kommunikationskanäle stehen zur Verfügung? Wer darf was nach außen kommunizieren?
  2. System-Priorisierung: Welche IT-Systeme sind für den Geschäftsbetrieb kritisch? Was muss sofort wiederhergestellt werden – was kann warten?
  3. Maßnahmenplan: Welche konkreten Schritte sind bei Ausfall, Angriff oder Datenverlust umzusetzen? Gibt es eine dokumentierte Notfallcheckliste?
  4. Rollen und Zuständigkeiten: Wer gehört zum IT-Krisenteam? Wer trägt in welchem Szenario Verantwortung – intern wie extern?

Ein gutes Konzept berücksichtigt auch Ausweichlösungen, externe Unterstützung, Datensicherungen sowie die Wiederherstellung innerhalb definierter Zeitvorgaben (RTO/RPO). Es wird regelmäßig geübt, dokumentiert und überprüft.

Warum so viele Organisationen dennoch unvorbereitet sind

Trotz der wachsenden Bedrohungslage verzichten viele Unternehmen und öffentliche Einrichtungen auf ein strukturiertes Notfallkonzept. Die Gründe sind vielfältig:

  • „Wir sind kein attraktives Ziel für Hacker.“
  • „Das kostet nur Geld und wird nie gebraucht.“
  • „Wir haben ohnehin schon zu wenig Personal.“
  • „Die IT kümmert sich dann schon darum.“

Diese Denkweise ist gefährlich. Denn im Ernstfall entscheiden keine technischen Tools über die Reaktionsfähigkeit – sondern vorbereitete Menschen mit klaren Abläufen. Ohne Plan kommt es zu Verwirrung, Datenverlust und im schlimmsten Fall zu irreparablen Imageschäden.

Notfallplanung als Teil ganzheitlicher IT-Sicherheit

Ein Notfallkonzept entfaltet seine Wirkung nur im Zusammenspiel mit anderen Sicherheitsmaßnahmen: Dazu gehören regelmäßige IT-Sicherheitsaudits, strukturierte Backup-Konzepte, ein effektives Rollen- und Rechtekonzept sowie technische Schutzvorkehrungen gegen Angriffe und Ausfälle.

Die Berliner Cyberkrise zeigt, dass Ausfälle nicht hypothetisch sind – sondern real. Und dass es im Zweifel zu spät ist, erst dann zu handeln, wenn Systeme bereits nicht mehr verfügbar sind. Es geht nicht mehr um das Ob, sondern um das Wann.

Jetzt vorsorgen – statt später reagieren zu müssen

Sind Sie auf einen IT-Notfall vorbereitet? Gibt es in Ihrem Unternehmen klare Pläne, Zuständigkeiten und technische Maßnahmen, die im Ernstfall greifen? Wenn nicht, ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, dies zu ändern. Lassen Sie uns gemeinsam ein Notfallkonzept entwickeln, das Ihr Unternehmen schützt – bevor der Ernstfall eintritt.

Widerstandsfähigkeit entsteht nicht durch Hoffnung – sondern durch Planung

Ob Ransomware, DDoS-Angriff oder Systemausfall – die digitale Welt verlangt heute nach Resilienz. Wer vorbereitet ist, bleibt handlungsfähig. Wer zögert, riskiert Geschäftsbetrieb, Vertrauen und Sicherheit. Ein IT-Notfallkonzept ist kein Dokument für die Schublade – sondern eine Lebensversicherung für Ihre digitale Infrastruktur.

Quellen:

n-tv.de

rbb24.de

t-online.de

welt.de

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